Leben/Meinung / Telefonanlagen-Eigenbau (mit erweiterbaren Zusatzfunktionen)
Durch den Einzug eines zweiten fest angeschlossenen Telefons entsteht oft ein kleines Problem. Es gibt an vielen Routern nämlich nur einen analogem Telefonanschluss.
Es existieren mehrere Lösungen, so einiges kann man kaufen. Aber bringen diese fertigen Produkte gerade bei alten Apparaten mit Impulswahl oft Probleme mit sich. Deswegen wurde daraus ein Eigenbau-Projekt.
Zu allererst gilt es, auszuwerten, welches der beiden Telefone gerade aktiv ist.
Nach langer Suche fand ich den CH1808, einen Chip zur kompletten Abfrage einer analogen Telefonleitung. Dieses kleine Bauteil bietet mir die Möglichkeiten, die Zustände...
- Hörer abgehoben beziehungsweise aufgelegt (Schleifenstrommessung)
- eingehender Anruf (Klingelspannung)
- Leitung belegt oder frei (Arbeits-/Ruhespannung)
...als LOW- oder HIGH-Pegel auszugeben. Dazu findet die Abfrage galvanisch getrennt statt, so dass sich keinerlei Störungen ins Telefonnetz einschleichen können.
Jetzt hätte ich mit den Ausgangssignalen relativ einfach verschiedene Transistoren und Relais direkt schalten können, allerdings wäre dann nur ein reiner Umschalter dabei heraus gekommen, der einige Probleme mit sich gebracht hätte. Also beschloss ich, einen ATmega328 mit zu verbauen. Diese Controller sind für kleines Geld zu bekommen, und können einiges an Schaltlogik ausführen.
Die Hauptaufgabe der Anlage besteht in der automatischen Vergabe der einzigen Amtsleitung. Sowohl wenn ein Anruf eingeht und ein Telefon abgehoben wird, als auch beim Raustelefonieren. Das andere Telefon muss während dessen gesperrt sein.
Das Signal dazu bekomme ich über die Schleifenstrommessung des jeweiligen Apparats, da ich einen CH1808 pro Telefon verbaut habe. Sagt mir also einer der beiden Chips, dass ein Telefon gerade abgehoben wurde, also der Schleifenstrom fließt, so schaltet der ATmega das andere Gerät über ein Relais von der Amtsleitung weg. Erst wenn aufgelegt wurde, der Schleifenstrom nicht mehr fließt, dann werden beide Telefone wieder parallel auf die Leitung geschaltet.
Da ein Wählscheibentelefon beim Wählvorgang die Leitung ja immer wieder kurz unterbricht, habe ich dem ATmega beigebracht, den zweiten Anschluss erst nach einhundert Millisekunden wieder freizugeben. Die Unterbrechungen der Wählimpulse betragen nur etwa sechzig Millisekunden. So schwingt das zweite Relais nicht mit den Wählimpulsen mit.
Auch eine Weitergabe eines laufenden Gesprächs auf das jeweils andere Telefon funktioniert. Dazu muss am zweiten Apparat abgehoben werden, der Besetzt-Ton ist zu hören. Dann wird am ersten Telefon aufgelegt, das Gespräch ist nun an das zweite weitergegeben worden.
Das ist dadurch möglich, dass die Vermittlungsstelle Anrufe erst frühstens eine Sekunde nach der Unterbrechung der Verbindung beendet. Der Controller schaltet aber bereits 100 Millisekunden nach dem Auflegen des ersten Telefons beide Geräte wieder parallel. Danach wird sofort der Schleifenstrom am zweiten Telefon erkannt, und das erste gesperrt.
Damit ein nachträglich abgehobenes Telefon bei schon belegter Leitung nicht einfach stumm bleibt, leg der Controller über die Wechslerkontakte des Relais ein Rechtecksignal auf das jeweilige Gerät. Das ist im Hörer dann als Brummen zu hören. Zuerst hatte ich eine höhere Frequenz programmiert, dann aber festgestellt, dass dieser Ton unangenehm war.
Dadurch, dass das gesperrte Telefon von beiden Adern der Amtsleitung getrennt ist, gibt es auch keinen Einfluss des Besetzt-Tons auf das laufende Gespräch.
Pro Telefonanschluss habe ich eine zusätzliche LED eingebaut, diese wird auch über einen PWM-Ausgang des ATmega angesteuert. Bei freier Leitung leuchtet sie, bei belegtem Amt bleibt sie dunkel, und während dem Klingeln eines Anrufs blinkt sie.
Anrufe werden ja noch über das Klingeln signalisiert und sind somit eindeutig. Ob die Leitung frei oder belegt ist, erkennt man bei einigen Telefonen allerdings erst nach dem Wählen oder Abheben. Bei Telefonen ohne Display hört man ja direkt den Frei- oder Besezt-Ton und weiß woran man ist, aber bei vielen anderen Geräten ist eine optische Anzeige von Vorteil.
Zur Zeit nutze ich diese Anlage in meiner Werkstatt zum Testen von Telefonen und Telefonanlagen. Gerade die LED zur Zustandsignalisierung ist ein sehr nützliches Utensil und erspart mir bei einfachen Tests den aufwändigeren Aufbau der Messgeräte.
Für eventuelle spätere Änderungen habe ich die seriellen Pins, so wie den Reset-Pin und die Spannungsversorgungs-Pins des ATmegas über eine Buchsenleiste an die Platinenoberseite geführt. So muss ich nur den Deckel der Anlage öffnen und meinen Programmieradapter aufstecken.